Cora Waschke

ANDREW GILBERT | THOMAS HELBIG | ERWIN KNEIHSL + ZEITBLOM

kuratiert von Cora Waschke

FULL PRESS RELEASE

[…] Verlassen wir für einen Moment die lineare Zeiterzählung und betreten wir die aperspektivische Welt von Jean Gebser. „Die Zeit“, so der Dichter und Philosoph, „äußert sich als Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; als das Schöpferische, als Einbildungskraft, als Arbeit, selbst als Motorik.“ Begeben wir uns also in die „Überwachheit des neuen integralen Bewusstseins“ in Anerkennung unserer magischen, mythischen und mental-rationalen Anteile. 

Vom Salon Kitty aus folgen wir unserem Schatten zur herrschaftlichen Wohnung schräg gegenüber. Er öffnet uns die Tür, in den Räumen sind wir allein. Ein über die Jahrzehnte sich vollzogenes Verlassen zeichnet sich in den Spuren an Böden, Decken, Wänden ab. Der ewig schwindende Bewohner hört von Lundmarks Entdeckung außergalaktischer Nebel- und Sternensysteme, liest von Bestrebungen zur Rekolonialisierung. Er wird verführt, verhört, verschleppt, versöhnt, vereinigt. Er schaut in den Fernseh-Himmel, sieht Atombombe und Flugzeug, er schaut in den Laptop und sieht KI. 

Wir betrachten die Wände und sehen Tapete, sehen die Leerstellen abgehängter Bilder und Mäntel. Wir hören Geräusche, Klänge, Stimmen von den Wänden kommend. Wir stehen vor den Dingen, die Werke sind. Das ist die Ausstellung. […] C. W.

 

[…] Let us leave for a moment the linear narrative of time and enter Jean Gebser‘s aperspectival world. „Time,“ says the poet and philosopher, „expresses itself as the unity of past, present, and future; as the creative, as imagination, as labor, even as motor activity.“ So let us enter into the „supervenience of the new integral consciousness“ in recognition of our magical, mythical and mental-rational parts. 

From the salon Kitty we follow our shadow to the stately apartment diagonally across the street. He opens the door, in the rooms we are alone. An abandonment that has taken place over the decades can be seen on the floors, ceilings, and walls. The ever-dwindling resident hears of Lundmark‘s discovery of extra-galactic nebulae and star systems, reads of efforts at recolonization. He is seduced, interrogated, abducted, reconciled, unified. He looks at the TV sky, sees atomic bomb and airplane, he looks at the laptop and sees AI.

We look at the walls and see wallpaper, see the voids of suspended pictures and coats. We hear noises, sounds, voices coming from the walls. We stand in front of the things that are works. This is the exhibition. […] C. W.

 

Opening
Fri. 1/9/23 · 18 – 21:00
about the exhibition speaks Zdenek Felix

Midissage
Sat. 16/09/23 · 14 – 18:00

& by appointment

1/9 – 22/9/2023

Giesebrechtstraße 6 | 10629 Berlin
info@corawaschke.de

 

ARTIST TALK MIT KAARINA-SIRKKU KURZ & DR. CORA WASCHKE

anlässlich der Ausstellung „Vom Fremdsein in der Welt“ im Haus am Kleistpark · Berlin | 20/7/2023

 

In Kaarina-Sirkku Kurz’ fotografischer Werkreihe vermittelt sich Einsamkeit als ein existenzielles Gefühl „vom Fremdsein in der Welt“.

Wie bereits in früheren Arbeiten der Fotografin steht dabei das Körperempfinden und der Körper als Ausdrucksmittel innerer Zustände im Interesse ihrer Arbeit. Das Bildmaterial ist dabei äußerst heterogen. Ausgehend von Gesprächen über Einsamkeitserfahrungen, überführt Kurz emotionales und physisches Empfinden in Bilder und selbst angefertigte Objekte, die sie wiederum in distanzierter Ateliermanier ablichtet. Andere Dinge wie vertrocknende Pflanzen und Dekorationsgegenstände stammen aus Haushaltsauflösungen Verstorbener, deren Ableben zunächst unbemerkt blieb. In ihrer isolierten Präsenz im Foto werden sie zu sprechenden Zeichen.

Eine weitere Bildgruppe geht auf die Spurensuche der Künstlerin auf Flohmärkten zurück: alten Schwarzweiß-Aufnahmen entnommene, maskenhafte Gesichter, ein trostloses Einfamilienhaus und zuletzt Bilder von der großen weiten Welt, die so fremd erscheint. Die Ambivalenz der Fotografie und die Ambivalenz im Empfindungshorizont spielen hier zusammen. Staubkörner werden zu Sternen. Ein Meer erscheint als zerberstende Erde. Der Himmel wirkt als abweisende Fläche.

Fremdsein in der Welt, so zeigt es Kurz’ Werk, bedeutet ein verunsichertes Verhältnis vom körperlichen und psychischen Subjekt zur Umwelt. Der Rückzug ist nur die Hülle, erfüllt von Sehnsucht.

Cora Waschke

 

Die deutsch-finnische Künstlerin Kaarina-Sirkku Kurz lebt in Berlin. Sie studierte Fotografie in Bremen, Lahti und Helsinki. Ihre Arbeiten werden national wie international ausgestellt, publiziert, gesammelt, gefördert und ausgezeichnet. 2021/22 erhielt sie das Foto-Arbeitsstipendium des Haus am Kleistpark.

 

 

„Grundlage für die Werke der Ausstellung war eine veröffentlichte Liste gefährdeter Pflanzenarten. Die Bilder entwickelten sich durch einen Prozess des Druckens, Malens, Überlagerns und Überarbeitens und wurden dadurch fast monochrom. Obwohl diese Prozesse die Integrität der ursprünglichen Bilder zerstörten, behalten die botanischen Formen eine spektrale Präsenz. Eine neuere Arbeit markiert den Übergang in eine Art anthropozäne Landschaft, in der alle Spuren des Natürlichen durch die säuregelbe Palette ausgelöscht werden. Zuletzt entstand ein Werk, das völlig frei von Bildern ist und aus synthetisch gefärbtem Stoff besteht, der eine Säule oder ein Monument bildet, was seine Zerbrechlichkeit verrät. Es ist eine Art Zeichen, wie ein Ausrufezeichen oder ein Buchstabe, der das Ende oder den Anfang markiert. Das erinnert an den Titel ‚Ashes to Ashes‘ (Asche zu Asche).“ Sally Lewis

„The works of the exhibition are based on a published list of endangered plant species. The images evolved through a process of printing, painting, layering and reworking, becoming almost monochrome. Although these processes corrupted the integrity of the original images, the botanical forms retain a spectral presence. A newer piece marks a transition into a kind of anthropocene landscape where any traces of the natural are effaced by the acid yellow palette. Most recently, a work was created that is completely drained of imagery and made of synthetically coloured fabric forming a column or monument, which its fragility belies. It’s like a kind of sign, like an exclamation mark or letter, marking the end or beginning. Harks back to the title ‘Ashes to Ashes’.“ Sally Lewis

 

SALLY LEWIS Born Zimbabwe 1966. She has exhibited internationally including Cubitt Gallery London, KM Galerie Berlin, ‘Super deals’ Brussels, Istanbul Biennale, Collectors room, NY, Curator “Reformer” at Nationalmuseum, Berlin. sallylewis.net · #sallylewis882

OPENING
argent
30/6/23 | 6 – 9 pm
Richard-Sorge-Straße 64
Berlin-Friedrichshain | #argentberlin
+ by appointment | info@corawaschke.de

CATALOG


Folds 
In the picture
In the text
In the mind of the viewer.

Gabriela Volanti (*1969), Berlin. Last exhibitions: Haus der Kunst (2021), Galerie Rüdiger Schöttle (2022), Munich.

Faltungen  
Im Bild 
Im Text 
Im Geist des Betrachters.  

Gabriela Volanti (*1969), Berlin. Letzte Ausstellungen: Haus der Kunst (2021), Galerie Rüdiger Schöttle (2022), München.


 

argent
Richard-Sorge-Straße 64 | Berlin-Friedrichshain
opening Sa. 14.1.23 | 18 – 21 Uhr
midissage So. 2.4.23 | 14 – 18 Uhr
& nach Vereinbarung | info@corawaschke.de
bis 2.6.23

Jonas Hofrichter, Georg Juranek, Anna Möller,
Martin Neumaier, Soveig Schmid

Eröffnung: 26.11.2022, 16 – 21 Uhr
Galerie Kai Erdmann, Berlin

„Die Karte ist interessanter als das Gebiet“ postuliert der Künstler Jed Martin zu seinem Werk, das Ausschnitte eines Straßenplans mit den Satellitenaufnahmen selbiger Koordinaten kombiniert. Jed Martin ist der Protagonist von Michel Houellebecqs für den Kunstmarkt wenig schmeichelhaften Roman Karte und Gebiet (2010).

Geschmeidiger lässt der Ausstellungstitel Land&Karte – durch das sowohl verbindende als auch trennende „Und“ – sogleich an die Landkarte wie an das Land auf der einen und die Karte auf der anderen Seite denken. Folgen wir Jed Martin und fragen uns selbst: Was macht das eine oder andere spannender für die Kunst, was ist ihr näher? […]

Pressetext | full press release

“The map is more interesting than the territory” postulates the artist Jed Martin about his work, which combines sections of a street map with the satellite images of the same coordinates. Jed Martin is the protagonist of Michel Houellebecq‘s novel The Map and the Territory (2010), which is not very flattering for the art market.

More smoothly, the exhibition title land & karte (land and map) – through the both connecting and separating “&” – immediately makes us think of the map as well as the land on one side and the map on the other. Let‘s follow Jed Martin and ask ourselves: What makes one or the other more exciting for art? What is closer to it? […]


Alles liegt in der Kunst des Verschwindens. Allerdings muss dieses Verschwinden auch Spuren hinterlassen, muss es der Ort des Erscheinens des Anderen, der Welt, des Gegenstandes sein.
Jean Baudrillard, 1994

Mit der Erfindung der Fotografie tritt eine neue Zeitlichkeit in das Bild und seine Betrachtung. Was wir auf einem Foto sehen, war wirklich da und ist vergangen. Das unterscheidet fotografische von synthetischen Bildern, wie die der Malerei. Die Eigenart des fotografischen Lichtbildes, ein physischer Abdruck des Dargestellten in einem realen Moment zu sein, erkannte bereits William Henry Fox Talbot, einer der Erfinder der Fotografie. „Es ist so gewesen“, konstatiert Roland Barthes ein Foto betrachtend und erschauert, wie Siegfried Kracauer ein halbes Jahrhundert zuvor, über dessen gespenstische Anmutung. Als sichtbare referentielle Evidenz eines Augenblicks pocht die Fotografie auf Wahrheit und Aktualität. Gleichzeitig stößt sie uns auf die Vergänglichkeit des Abgebildeten, zeugen ihre Bilder von Spuren, die in die Vergangenheit führen. […]

Pressetext

 

Eröffnung 25.11.22 | 18 – 21 Uhr
Galerie Nothelfer, Berlin
26.11.22 – 14.01.22

BEN COTTRELL  | PERSEPHONE

[…] Wo bist du Persephone?
Hier wie auf einen Spiegel gezeichnet,
als durchsichtiges Medium,
auf der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits.
Im Schattenreich von Hades, der dich raubte
und zur Königin machte.
Im Sonnenlicht,
für das deine Mutter Demeter dich rettete.
Wir wandelnden Toten,
wohin sehen wir und wer blickt zurück,
wenn wir jetzt dein Bildnis schauen?

CW 2022 Pressetext | full press release
Ausstellungseröffnung / Opening: 9 September 2022, 18 h
Ausstellung / Exhibition: 10 September – 14 November
TOURLOU
Ritterstr. 2
10969 Berlin

 

CLARA BRÖRMANN
Der archäologische Duktus

Im Gegensatz zur digitalen Kunst ist es das Privileg analoger Kunstwerke aus ähnlichem ‚Stoff‘ gemacht zu sein wie die Menschen. Ihre materielle Oberfläche atmet die gleiche Luft, ist ebenso angreifbar durch physische oder chemische Einflüsse, ihre Erscheinung verändert sich mit dem  wechselhaften Licht und der Bewegung ihres Betrachters. 

Raum und Zeit als eng an die materielle und menschliche Konstitution angebundene Größen finden  sich in Clara Bröermanns Werk auf verschiedenen Ebenen – von der an der Bildoberfläche ablesbaren, prozessualen Arbeitsweise, über die Bildstrukturen und den aus ihnen abgeleiteten Assoziationen bis zur Titelgebung. (…) CW

Pressetext

Eröffnung 14.05., 17–21 Uhr
14.05.–07.09.22
galerie weisser elefant
Auguststraße 21 | 10117 Berlin

THE SOUND & ICON MACHINE

Maria & Neda Ploskow

(…) Hier wie in allen Arbeiten von The Sound & Icon Machine entfalten sich zwischen Musik und Zeichnung, zwischen Rhythmus und Schwarz-Weiß weiterreichende Empfindungs- und Bedeutungsebenen. Sound und Icon fordern sich gegenseitig und den Rezipienten heraus, verweisen aufeinander, heben Verborgenes wechselseitig hervor und sind gerade deswegen geheimnisvoll. Nichts ist festgeschrieben, alles ist fluid. Folgerichtig bleiben die technischen Einrichtungen im Dunkeln. Das Material dieser Kunst sollen sein: Lichtzeichnung, Klang, Raum. Darin taucht der Mensch ein. Mit seinem Körper, mit seinen Sinnen wird er zum Träger und Erzeuger eines flüchtigen wie ewigen Moments. CW   about

 

(…) Here, as in all works by The Sound & Icon Machine, further levels of perception and meaning unfold between music and drawing, between rhythm and black-and-white. Sound and icon challenge each other and the recipient, refer to each other, mutually emphasize what is hidden and are for this very reason mysterious. Nothing is fixed, everything is fluid. Consequently, the technical facilities remain in the dark. The material of this art should be: light drawing, sound, space. This is what the recipient dives into. With his body, with his senses he becomes the carrier and generator of a fleeting yet eternal moment. CW    about